Schlauchmagenbildung

Schlauchmagenbildung (Sleeve Resektion Magen)

Ein noch neueres operatives Verfahren zur Gewichtsreduktion stellt die laparoskopische Sleeve Resektion des Magens, sogenannte "Schlauchmagenbildung" dar. Dabei wird der Magen entlang einer als Platzhalter temporär in den Magen eingebrachten großlumigen Magensonde (30 bis 40 Charrière; 1 Ch = 1/3 Millimeter) in Längsrichtung durchtrennt und verkleinert. Nur die letzten 6 cm des Magenausgangs bleiben unverändert erhalten, um die Entleerungsfunktion nicht zu gefährden. Diese Operation wurde ursprünglich als Stufenkonzept bei morbider Adipositas mit einem BMI > 50 kg/m² konzipiert und angewandt. Die Operationsschritte finden nur in einem Bauchraum - Kompartiment im Oberbauch statt. Die Operation ist dadurch auch bei erheblichen intraabdominellen Fettgewebsansammlungen technisch einfacher durchführbar, was die Operationszeit und damit das Gesamtrisiko der bariatrischen Operation vermindert. In Abhängigkeit des Ausmaß der durch die Sleeve - Resektion des Magens erzielten Gewichtsreduktion nach 1 bis 2 Jahren entscheidet sich dann, ob in Rahmen eines zweiten operativen Eingriffs bei niedrigerem Ausgangsgewicht eine Umwandlung in eine Y-Roux Magen-Bypass Anlage oder eine Biliopankreatische Diversion (BPD) mit Duodenal Switch noch erfolgen sollte. Studien zeigen jedoch, dass eine Umwandlung nach Schlauchmagenbildung zumeist keine zusätzlichen Effekte mehr erbringt. Dies ist auch der Hintergrund, weshalb sich die  Schlauchmagenbildung mittlerweile unabhängig von dem zuvor beschriebenen Stufenkonzept aufgrund der überraschend guten Ergebnisse in kurz- und mittelfristigen Nachsorgen als ein weiteres bariatrisches Standardverfahren etabliert hat. So ist der Übergewichtsverlust signifikant höher als nach Magenband (60 versus 40 % nach einem und 70 versus 50 % nach drei Jahren) und vergleichbar mit dem nach Magenbypass (70 versus 60 % nach einem Jahr). Der gute Effekt des Gewichtsverlustes wird bei der Schlauchmagenbildung einerseits über ein deutlich verkleinertes Nahrungsreservoir mit vorzeitigem Sättigunggefühl und damit verringerter Nahrungs- und Kalorienaufnahme erzielt. Ergänzend zur restriktiven Komponente kommt es bei der Sleeve Resektion des Magens jedoch auch noch zu einem hormonellen Effekt. Der Magenfundus ist Bildungsort des Ghrelin, einem Hormon, dass für das Hungergefühl mitverantwortlich ist. Durch die Resektion des Magenfundus im Rahmen der Schlauchmagenbildung wird dieser Bildungsort entfernt, wodurch das Hungergefühl nachläßt. Durch die Veränderung der Ghrelinsynthese treten auch Wechselwirkungen mit weiteren Hormonen des Darmtraktes wie z.B. dem Insulin ein, die sich positiv z. B. auf eine bestehende Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) auswirken können.
Bei der Schlauchmagenbildung handelt es sich um ein den Magen durchtrennendes (resezierendes) Verfahren mit einer langen Klammernahtreihe. Hierdurch besteht ein höheres perioperatives Risiko als beim Magenband. Das potentielle Risiko für die Ausbildung einer Undichtigkeit im Bereich der Klammernahtreihe (Leckage) mit Ausbildung eines Abszeßherdes im Bauchraum oder einer Bauchfellentzündung beträgt etwa 2 %. Durch die Schlauchmagenbildung kommt es bei kleinem verbliebenem Restmagen zu einer raschen Füllung und Drucksteigerung im Magen, was gerade bei Patienten mit schwachem oder vorgeschädigtem unterem Speiseröhrenschließmuskel zu einem vermehrten Reflux von sauren Magensekreten und oder Nahrungsbestandteilen mit entsprechender Symptomatik führen kann. Eine dauerhafte Medikation zur Säureblockade kann erforderlich werden. Die Vorteile der Schlauchmagenbildung liegen im Erhalt der physiologischen Magen - Darmpassage ohne Umgehungskreislauf, was eine Kontrolle des verbliebenen Schlauchmagens und des oberen Dünndarmes über eine Magenspiegelung auch nach der Operation gewährleistet. Auch sind die zu erwartenden Vitaminverluste deutlich geringer als nach malabsorptiven Operationsverfahren wie dem Magen-Bypass und der Biliopankreatischen Diversion mit Duodenal Switch ausgeprägt. Dieses Operationsverfahren ist jedoch nicht mehr rückgängig zu machen. Es handelt sich um eine dauerhafte anatomische Veränderung.